Sohn eines Kaufmanns und Gutsbesitzers. S. besuchte 1865–69 das Gymn. in Neuhaus, bis 1873 die Oberrealschule in Budweis (Ceské Budejovice) und anschließend die Handelsakad. in Wien. 1874–80 stud. er mit Unterbrechungen an der Wr. Akad. der bildenden Künste, zuerst bei Karl Mayer, Griepenkerl (beide s. d.) und Carl Wurzinger, ab Sommer 1879 bei Josef Matthias v. Trenkwald Historienmalerei. 1886 übersiedelte er nach Prag, 1888 reiste er für einige Monate nach Holland und Belgien, 1889–91 hielt er sich in der Mähr. Slowakei auf. Ab 1891 lebte er jahrzehntelang von Frühjahr bis Herbst in einem Forsthaus in den Bergen am Hostein (Hostýn); die Wintermonate verbrachte er in Bystritz a. Hostein (Bystrice pod Hostýnem). 1896 und 1906 bereiste er nochmals Holland und Belgien, 1897 unternahm er eine Stud.Reise nach Italien. 1899–1902 wirkte er als Prof. für Zeichnen an der Techn. Hochschule in Brünn (Brno), 1902–12 als o. Prof. an der Akad. der bildenden Künste in Prag. In seiner ersten Schaffensperiode neigte S., von seiner negativen Einstellung zum Kleinbürgertum geprägt und durch die Strömung des zeitgenöss. Historismus, durch Vorbilder der dt. Renaissance, durch Brueghel und die Holländer des 17. Jh. beeinflußt, zu einem archaisierenden Romantizismus. Im Geiste des Zeitgeschmacks – er war u. a. damals für Hans Gf. Wilczek tätig – schöpfte er seine Themen hauptsächl. aus dem Bereich der Literatur, indem er sich den Benachteiligten der Ges. und Wesen aus der Märchenwelt zuwandte. Die Übersiedlung nach Prag bedeutete eine allmähl. Abkehr von dieser Thematik, die durch S.s Aufenthalt in der Mähr. Slowakei sowie durch die Übersiedlung in das Forsthaus und durch seine Reisen nach Holland und Belgien bedingt war. Zum Motiv wurden ihm die unmittelbar erlebten volkstüml. Gestalten des Alltags, die er oft in ihrer realen Umwelt voller Not und harter Arbeit darstellte, es sich dabei aber noch nicht um eine bewußte soziale Kritik handelte. Daneben war S., der Mitgl. der Prager K. Franz Josef-Akad. für Wiss. und Kunst und der Wr. Secession war, auch als Buchillustrator tätig und gehörte zu jenen, die als erste das tschech. Buch auf moderne Weise gestalteten.
Werke: Der Rattenfänger, 1879; Ahasver I., 1881; Der hl. Lukas, 1884; Rübezahl, Zwerg Nase, Der Wassermann, alle 1885; Die Wiedertäufer, Der Gärtner, beide 1886; Alte Frau mit Körbchen, 1887; Holländ. Fischer, 1888; Der Fischmarkt in Brügge, Der Bretzelmann, Der Würstelmann, alle 1889; Frau mit Hacke, 1891; Bauernhäuser in Rusava, 1893; usw.
Literatur: Fremden-Bl., N. Fr. Pr., Prager Tagbl. und Bohemia, 18. 6. 1912; Wr. Ztg., 10. 12. 1912 (Abendausg.); Bénézit; Otto; Otto, Erg.Bd. V/2; Thieme–Becker; Toman; R. Graul, in: Die graph. Künste 16, 1893, S. 69; L. Hevesi, in: Ver sacrum, 1898, S. 11; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/2, 1898; K. B. Mádl, in: Volné smery 4, 1900, S. 30; ders., Umení vcera a dnes, (1904), S. 177ff.; F. Táborský, H. S., 1904; M. Jiránek, H. S. výbor z jeho díla, 1908; ders., H. S. (= Zlatoroh sbírka illustrovaných monografií 13), 1912 (mit Bild); V. V.Štech, H. S., 1937 (Kat.); M. Lamac, H. S., Prag 1954, (Kat.); ders., H. S., 1957; J. Kotalík u. a., Ceská secese – Umení 1900, 1966 (Kat.); Enc. ceského výtvarného umení, 1975; P. Wittlich, Ceská secese, (1982), s. Reg.; Tschech. Kunst 1878–1914, Darmstadt 1984 (Kat.); H. Makart und der Historismus in Budapest, Prag und Wien, Schloß Halbturn 1986 (Kat.); Nová enc. ceského výtvarného umení 2, 1995, S. 740; Archiv der Akad. der bildenden Künste, Wien.
Autor: (V. Kratinová)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 414f.