Sohn eines Hausierers; mos. S. war ab 1805 Talmudschüler beim mähr. Landesrabb. Markus Benedikt (Mordechai Benet) in Nikolsburg (Mikulov), 1807–08 beim Rabb. Moses Schreiber (s. d.) in Preßburg, der dort das geistige Zentrum der ung. Orthodoxie begründet hatte. Danach hielt er sich wieder in Nikolsburg, dann in Trebitsch (Trebíc), ab 1812 in Gewitsch (Jevícko) auf, wo er 1819 heiratete. Ab 1821 war S. Lehrer und Hausrabb. bei dem Tuchfabrikanten Veith Ehrenstamm in Proßnitz (Prostejov). Seine Stud. bestimmten grundsätzl. S.s Haltung als Rabb., indem er strenge Observanz mit gewissen vertretbaren Forderungen der Aufklärung verband. Er leitete ab 1824 die Gmd. Gewitsch und, ab 1831, Proßnitz. Es wird ihm nachgerühmt, hier die Predigt in (hoch-)dt. Sprache und vollendeter homilet. Form eingeführt zu haben, wie er überhaupt als der erste Rabb.in Österr. gilt, der über eine solide profane Bildung (durch Selbststud.) verfügte. So erreichte S. 1836 der Ruf, das Rabbinat in Pest zu übernehmen, wo ihn viele Aufgaben, die das ung. Judentum insgesamt betrafen, erwarteten. Er war unermüdl. im Kampf um die Emanzipation und auch in den Aufstand 1848/49 verwickelt, weswegen er zwölf Wochen in Haft war. Eine nicht minder schwierige Aufgabe stellten S. die internen Auseinandersetzungen zwischen Tradition und Reform, wobei seine profunde Bildung ihm die Anerkennung aller Beteiligten sicherte. 1852 erreichte er die Auflösung der Reformgmd. und brachte 1853 einen Kompromiß zustande, aus dem u. a. der Bau der großen Synagoge in der Dohány utca („Tabaktempel“), errichtet 1854–59 von L. Förster (s. d.), hervorging. S. veröff. zahlreiche Gelegenheitsschriften; ein Religionslehrbuch für die reifere Jugend, erschienen ung. und dt., hatte große Verbreitung.
Literatur: Allg. Illustrirte Judenztg. 1, 1860, n. 1 (mit Bild), 2–6, 8, 10–12, 14–17, 19–22; Enc. Jud.; Jew. Enc. (mit Bild); M. Zsidó Lex.; Wininger; Wurzbach (s. u. Schwab Johann Caspar); Wr. Mitth. 3, 1857, n. 20; L. Löw, in: Ben-Chananja 1, 1858, S. 23ff.
Autor: (N. Vielmetti)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 406