Schwarz, Karl Frh. von

Schwarz — Karl Frh. von, Bauunternehmer. Geb. Söhle, Mähren (Žilina u Nového Jicína, Tschechien), 23. 7. 1817; gest. Salzburg (Sbg.), 21. 10. 1898.

Sohn eines Schneidermeisters und Gmd.Schreibers, ab 1845 verehel. mit Barbara, der Schwester des Generaldir. der Kn. Elisabeth-Bahn Karl von Keissler (s. d.). S., der einer mittellosen Familie entstammte, absolv. nach der Hauptschule zunächst eine Maurerlehre, danach ein Stud. an der Techn. Akad. in Olmütz (Olomouc) sowie eine Stud.Reise durch Italien. 1842 lernte er als Bauleiter bei der Errichtung der ersten Flachsspinnerei Österr. in Mähr. Schönberg (Šumperk) F. Klein (s. d.) kennen, führte in Hinkunft im Auftrag von dessen Unternehmen als Teilhaber, aber auch eigenständig, Bauten aus und arbeitete sich in der Folge zu einem der größten Eisenbahnbauunternehmer der Monarchie empor. So nahm er in den 40er Jahren u. a. am Bau der nördl. Staatsbahnstrecken Olmütz – Prag (Olomouc – Praha) und Prag – Bodenbach (Praha – Decin) teil und errichtete – nach einem Aufenthalt in England (1849) – die Strecke Bochnia – Dembica, deren solide Ausführung Ghega (s. d.) bewogen haben soll, S. den Bau des Teilstücks Steinbrück – Reichenburg (Zidani Most – Rajhenburg) der südl. Staatseisenbahn zu übertragen. S. leitete weiters die Generalbauunternehmung der Kn. Elisabeth-Bahn (1856–61), der Kronprinz Rudolf-Bahn (ab 1866), der Vorarlberger (1870–72) und der Dnjester Bahn (1871–72) und war Konzessionär der Strecke Salzburg – Hallein (1869). Mit der von ihm gegründeten, 1878 liquidierten, Österr. Eisenbahn-Bauges. errichtete er die Giselabahn (1873–75) und als Mitkonzessionär die Braunau-Straßwalchener Bahn (1872–73); beide trugen ihm allerdings große Verluste ein. Ab 1878 ließ er verschiedene infrastrukturelle Bauten in Bosnien ausführen. S. beschäftigte sich darüber hinaus mit einer Vielzahl anderer Projekte, so angebl. auch mit dem Bau von Orientbahnen. Neben den Bahnbauten setzte S. auch wichtige städtebaul. Akzente in Wien (u. a. Schwarzenbergbrücke, 1864–66, Rahlstiege, 1870, Umbau der Stiftskaserne, 1873–75) und bes. in Salzburg, wo er sich 1859 niedergelassen hatte. So erwarb er sich ab 1861 im Zuge der Schleifung der Festungsbauten große Verdienste um die Salzburger Stadterweiterung, u. a. regulierte er auf eigene Kosten einen Abschnitt des rechten Salzachufers, allerdings gegen Überlassung der dadurch gewonnenen Baugründe. 1867 überließ er der Stadtgmd. einen Teil dieser Gründe zur Errichtung eines Kurparks, ebenso wie er ihr 1872 seine Aktien der von ihm gegründeten Kurhaus-AG schenkte. Außerdem errichtete S. das Hotel „Österreichischer Hof “ (1863–66). In Wien präsentierte er u. a. 1866 ein eigenes Donauregulierungskonzept und bereits 1869 bzw. 1873 sowie erneut 1881 ein Stadtbahnprojekt. S. trat aber auch als großzügiger Mäzen, u. a. des Malers G. Pezolt (s. d.), und Spender für verschiedenste soziale und kulturelle Projekte auf. In seinem Park in Salzburg ließ er um 1860 ein Standbild Erzhg. Johanns sowie 1868 das erste Schillerdenkmal Österr. aufstellen; ebenso 1873 die Bronzeplastik Maria Theresias am Neuen Platz in Klagenfurt. Bei aller unternehmer. Bedeutung waren S.’ Geschäftspraktiken nicht unumstritten. Nicht nur die Qualität seiner Bauten und das System der „General-Entreprise“, sondern auch sein Nahverhältnis zu bedeutenden Politikern, wie Ministerpräs. Adolf Auersperg und bes. Innenmin. Josef Lasser (beide s. d.), standen ab 1873 zunehmend im Schußfeld der Kritik. Die Vorgänge rund um den Bauauftrag für das Pottschacher Schöpfwerk, den S. u. a. durch gezielte Beeinflussung der Wr. Presse an sich ziehen konnte, führten 1878 sogar zum Rücktritt des Wr. Bgm. C. Felder (s. d.). Ferner stand S. 1883 im Rahmen der sog. Affäre Kaminski im Mittelpunkt eines nie gänzl. geklärten Korruptionsskandals rund um die Vergabe des Baus der galiz. Transversalbahn (1882–84), der ihn nicht nur seinen Ruf, sondern auch einen erhebl. Tl. seines Vermögens kostete. Bis 1873 stand S. im Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen: In Salzburg wurde 1867 eine Straße nach ihm benannt, 1872 im Kurhauspark ein – im Zweiten Weltkrieg abgetragenes – Denkmal gesetzt. 1869 erfolgte die Erhebung in den Ritter-, 1872 jene in den Frh.Stand. Ferner wurde ihm 1867 der Titel Baurat verliehen.


Literatur: Salzburger Ztg., 20., 21. 7. 1897; N. Fr. Pr., 22. 10. 1898; Oesterr.-ung. Volksbl. für Stadt und Land, 1. 11. 1898; Salzburger Volksbl., 12. 10. 1927; Wurzbach; L. Wolski, Zarys historycznego przebiegu sprawy Schwarz-Kaminski-Laenderbank, 1883; E. Stix, Das Bauwesen in Bosnien und Hercegovina …, 1887, S. 93f., 120, 131; Z. des österr. Ing.- und Architekten-Ver. 50, 1898, S. 627; Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde. 39, 1899, S. 276f.; Beschreibender Kat. des k. k. Mus. der österr. Eisenbahnen, 1902, S. 184f.; G. Kolmer, Parlament und Verfassung in Österr. 3, 1905, S. 407ff.; P. Kortz, Wien am Anfang des XX. Jh. 1–2, 1905–06, s. Reg.; C. Felder, Erinnerungen eines Wr. Bgm., (1964), s. Reg.; Ch. Braumann, in: Berr. zur Raumforschung und Raumplanung 31, 1987, H. 5–6, S. 25ff. (mit Bild); Sbg. Kulturlex., hrsg. von A. Haslinger und P. Mittermayr, (1987); R. Hoffmann – Ch. Krejs, in: Mitt. d. Ges. für Sbg. Landeskde. 130, 1990, S. 643ff.; R. Hofmann, in: Geschichte Sbg., hrsg. von H. Dopsch und H. Spatzenegger, 2/4, (1991), S. 2289f.; H. Dopsch – R. Hoffmann, Geschichte der Stadt Salzburg, 1996, s. Reg. (mit Bild); E. Winkler, Die Affaire Kaminski, phil. DA Wien, 1999; AVA, Wien; Mitt. Marie-Therese Arnbom, Wien, Robert Hoffmann, Salzburg, Sbg.
Autor: (G. Barth – E. Winkler)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 442f.
geboren in Neutitschein
gestorben in Salzburg

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