Sohn eines Dorflehrers aus dem Kleinadel. S. absolv. die theol. Stud. in Tyrnau/Nagyszombat (Trnava), wo er 1808 das phil. und 1813 in Pest (Budapest) das theol. Doktorat erwarb; 1809 Priesterweihe. 1809–11 unterrichtete er in Rosenau/Rozsnyó (Rožnava) am bischöfl. Lyzeum Mathematik und Phil., 1811–27 am Diözesanseminar Theol. 1824 wurde S. Rektor des Seminars und Domkapitular, 1827 Bischof von Rosenau, 1838 Bischof von Fünfkirchen (Pécs). Ein vorzügl. Prediger, sorgte er in seinen beiden Diözesen für die Intensivierung der Seelsorge, förderte – auch durch großzügige finanzielle Unterstützung – kirchl., kulturelle und karitativ-soziale Unternehmungen. Bes. in Fünfkirchen errichtete S. Inst. für den Unterricht, kümmerte sich um die finanzielle Besserstellung der Lehrer, stiftete für diese und für die Kantoren eine Pensionsanstalt und trug auch für die außerschul. Volksbildung Sorge. In beiden Diözesen berücksichtigte er die Dreisprachigkeit der Bevölkerung. 1849 wurde er von der ung. Revolutionsregierung als „Landesverräter“vertrieben und von der Wr. Regierung zum Erzbischof von Gran und damit zum Fürstprimas von Ungarn ernannt. S. übernahm die Leitung der ung. Kirche in einer durch die Revolution und ihre Folgen verursachten äußerst prekären Situation. Er setzte im innerkirchl.-organisator. Bereich zahlreiche Aktivitäten: 1850 Überführung des Priesterseminars von Tyrnau nach Gran, 1853 Rückholung der Jesuiten nach Tyrnau, 1854 Einsetzung neuer Statuten für das Graner Domkapitel, 1855 Visitation der geistl. Orden, 1856 Konsekrierung der neuen Kathedrale in Gran, 1863 Stiftung der period. Z. „Magyar Sion“, 1865 Gründung des erzbischöfl. Gymn. in Tyrnau. Im staatl.-polit. Bereich vertrat S. eine extrem konservative, den feudalen Charakter der ung. Kirche des Vormärz reaktivierende Richtung. Dies mußte jedoch – insbes. im Bezug auf die Konkordatsverhh. von 1853–55 – zum Konflikt führen, da S., zwar als Garant für die neoabsolutist.-zentralist. Politik der Wr. Regierung eingesetzt, auf seinen Primatialrechten und den Sonderrechten der ung. Kirche überhaupt bestand. 1853 Kardinal, reiste er 1854 nach Rom, konnte sich aber gegenüber der Politik Kardinal Rauschers (s. d.) nicht durchsetzen und, obwohl kein prinzipieller Gegner des Konkordats, dessen Ausdehnung auch auf Ungarn nicht verhindern, womit die Eigenständigkeit des Primas und der ung. Kirche verloren gingen. Die Tatsache, daß S. und der ung. Episkopat trotz des Konkordats von 1855 an ihren alten Rechten festhielten, trug zur Stärkung der nationalen Bewegung in Ungarn und damit zu jener Entwicklung bei, die letztl. zum Ausgleich von 1867 führte.
Werke: Nagybojti egyházi beszédek, 1837, slowak., 1838; Szentek élete, 1839, 2. Aufl. 1844; Egyházi beszédek, 1844; usw.
Literatur: M. Életr. Lex.; Szinnyei; Wurzbach; M. Hussarek, in: AfÖG 109, 1921, S. 607ff., 810ff.; F. Šišic, in: Starine 40, 1939, S. 19ff., 62ff.; G. Adriányi, Die Stellung der ung. Kirche zum österr. Konkordat von 1855, 1963, passim (mit Bild); E. Hermann, A katolikus egyház története Magyarországon 1914–ig (= Diss. Hungaricae ex historia ecclesiae 1), 1973, s. Reg.; M. Csáky, in: Die Habsburgermonarchie 1848–1918, 4, 1985, s. Reg.; P. Bejczi, in: Egyházak a változó világban, hrsg. von I. Bárdos und M. Beke, 1991, S. 553ff.; Slovenský biografický slovník ... 5, 1992.
Autor: (E. Gianone – H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 67