Singer, Sigmund

Singer Sigmund (Zsigmond) (ursprüngl. Samuel), Journalist und Politiker. Geb. Pápa (Ungarn), 22. 10. 1850 (1851); gest. Budapest (Ungarn), 27. 6. 1913; mos.

– Sohn eines Kaufmanns, Bruder von Siegfried S. (s. u.). S. stud. nach Mittelschulbesuch in Pápa und Budapest 1869–74 Jus in Wien und Straßburg (Strasbourg), beendete seine Stud. aber nicht, sondern trat in die Red. der gemäßigt nationalen „Deutschen Zeitung“ in Wien ein. Ende 1873 wechselte S. zur „Neuen Freien Presse“, wo er zunächst als Gerichtssaalberichterstatter, später im Lokalressort tätig war. Ab Herbst 1876 war er Korrespondent dieser Ztg. in Budapest, nachdem er mit einem herausragenden Essay anläßl. des Todes von Deák (s. d.)aufgefallen war. Enge Kontakte zu vielenbedeutenden Vertretern des öff. Lebens Ungarns sowie Berr. zur ung. Volkswirtschaft und zu einzelnen Ind.zweigen sowie einbreit gefächertes Themenspektrum trugenzu S.s großem journalist. Ansehen bei. Anfang Oktober 1906 wurde er als Nachfolger M. Falks (s. d.) gem. mit Leo Veigelsberg Chefred. des „Pester Lloyd“, nach Veigelsbergs Tod (1907) alleiniger Hrsg. und Chefred. Unter S.s Leitung nahm das Bl.einen bedeutenden Aufschwung, nicht nur aufgrund techn.-graph. Neuerungen, wie Verkleinerung des Formats und gefälligeres Lay-Out, sondern auch durch Reorganisation des Vertriebs, Innovationen in allen redaktionellen Sparten und Gewinnung neuer, fähiger Redakteure. In polit. Hinsicht setztedie Ztg. die Linie Falks fort und war einefeste Stütze der ung. Liberalen, des dualist. Prinzips und ein Gegner der Politik Kossuths (s. Kossuth v. Udvard und Kossut). 1912 wurde S., der auch im Aufsichtsrat mehrerer bedeutender ung. AG (wie der Verlags- und Buchdruckerei AG „Athenäum“, der Kronstädter Papierstoff-Fabriks AG, der ersten ung. AG für chem. Ind. „Clotilde“, der Szegediner Hanfspinnerei AG etc.) vertreten war, in das ung. Magnatenhaus berufen. Er war Mitinitiator bei der Schaffung eines Gymn. für Arbeiterkinder und gründete den Witwenpensionsfondsund die Krankenkasse des Budapester Journalistenver. Sein Bruder, Siegfried S. (geb. Budapest, 24. 7. 1860; gest. Paris, Frankreich, 29. 6. 1907), mos., ging nach techn. Stud. in Wien (1878–82; 1880 1. Staatsprüfung) und vermutl. Budapest als Chemikernach Paris, wo er u. a. Mitarb. Nobels und zuletzt Dir. der Societé Centrale de Dynamite war, die er u. a. durch Gründung von Tochterges. und Kartellen zu einem leitenden Unternehmen auf dem Gebiet der Sprengstoffind. ausgestaltete.


Literatur: Pester Lloyd, 28.-30. (A.), AZ, NFP, NWT, 28. 6. 1913; M. Életr. Lex.; Revái; Wininger; UA, Wien. – Siegfried S.: Pester Lloyd, 30. 6., NFP, 1. 7. 1907; Szinnyei; Archiv der TU, Wien.
Autor: (Th. Venus)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 300f.
geboren in Pápa
gestorben in Budapest
war Schüler in Pápa
war Schüler in Budapest
studierte in Wien 1869
studierte in Straßburg
war Korrespondent in Budapest 1876
war Journalist Deutsche Zeitung (Wien) -1873
war Journalist Neue Freie Presse 1873
war Chefredakteur Pester Lloyd 1906
war Aufsichtsratsmitglied Athenaeum Irodalmi és Nyomdai Rt.
war Aufsichtsratsmitglied Kronstädter Papierstoff-Fabriks AG
war Aufsichtsratsmitglied Szegediner Hanfspinnerei AG
war Mitglied Reichstag. Magnatenhaus (Ungarn)
war Gründer von Krankenkasse des Budapester Journalistenvereins

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