Spielmann, Leopold

Spielmann Leopold (Poldi), Pianist und Dirigent. Geb. Wien, 5. 8. 1881; gest. KZ Theresienstadt, Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien), 10. 12. 1941 (ermordet); mos.

Sohn des Redakteurs und Literaturkritikers Moriz S. (geb. Nikolsburg, Mähren / Mikulov, Tschechien, 23. 8. 1849; gest. Wien, 20. 10. 1924; mos.), der in den 1870er Jahren nach Wien gekommen war und bei verschiedenen Bll., wie „Illustrirtes Wiener Extrablatt“ und „Fremden-Blatt“, Beschäftigung fand, Bruder von Rudolf (s. d.) und Melanie (s. u.) sowie der Schauspielerin Jenny S., verehel. Scharwenka (geb. Wien, 11. 7. 1889; gest. München, Dtld., 1964). S. verriet früh außergewöhnl. musikal. Begabung und galt bald als Wunderkind am Klavier, das, insbes. durch Erzhgn. Maria Valerie (s. d.) gefördert, u. a. auch mit eigenen kleinen Kompositionen sogar bei Hof auftrat. In Begleitung seiner Mutter ging er auf Tournee quer durch Europa bis nach Rußland, in späteren Jahren konzertierte er auch als Begleiter des Violinvirtuosen Huberman (s. d.). Seine Ausbildung erhielt S. am Konservatorium in Wien unter Prosniz (s. d.), dann an der Münchner Akad. unter Bernhard Stavenhagen, zuletzt perfektionierte er sich bei Ferruccio Busoni in Berlin, wo er dessen Klavierschülerin Gertrud Lüdtke ehel. Nach dem 1. Weltkrieg lebte S. mit seiner Familie in Göteborg, wo er ein Orchester leitete, 1928 kehrte er nach Berlin zurück. Aufgrund der nationalsozialist. Machtergreifung 1933 zur Emigration gezwungen, flüchtete die Familie 1934 nach Prag. S. erhielt jedoch kein Engagement mehr und konnte sich nur durch privaten Unterricht fortbringen. Der Plan, nach dem Einmarsch der Dt. Wehrmacht in Prag nach Toronto auszuwandern, scheiterte an der finanziellen Garantie für den Zwischenaufenthalt in England. Vorerst von seiner nichtjüd. Frau in Prag versteckt gehalten, wurde S. im Herbst 1939 von der SS verhaftet und deportiert. Seine Schwester Melanie S. (geb. Wien, 22. 8. 1885; gest. München, 1927; mos.) war mit dem Bankier Heinrich Eckert verehel., der sein Vermögen verlor. Sie wirkte als Schauspielerin in München und Dortmund und trat auch als Schriftstellerin hervor.


Werke: Mimi, Leo und die anderen, 12 Duos (Klarinettenliteratur). – Melanie S.: Reinheit. Der Roman einer Schauspielerin, 1905; Kreuzzug der Liebe, 1918.
Literatur: Illustrirtes Wr. Extrabl., 11. 8., 8. 11. (m. B.) 1891; The Times, 4. 3. 1996; Kosel 1; Rudolf S. Portrait des Schachmeisters in Texten und Partien, ed. M. Ehn, 1996, S. 79ff. (m. B.)(auch zu Moriz und Melanie S.). – Melanie S.: Brümmer; Giebisch–Gugitz; Kosch.
Autor: (E. Lebensaft)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 25
geboren in Wien
gestorben in Terezín

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