Steiner, Friedrich d. Ä.

Steiner Friedrich d. Ä., Techniker. Geb. Linz (OÖ), 3. 9. 1849; gest. Smichow, Böhmen (Praha, Tschechien), 9. 8. 1901; röm.-kath.

Sohn eines Ischler Salinenamtsleiters und Bergrats, Vater des Eisenbahn- und Verkehrsexperten Min.Rat Friedrich S. d. J. (geb. Smichow, 15. 2. 1880; gest. Wien, 19. 4. 1959). S. absolv. die Oberrealschule in Linz und stud. ab 1867 am Wr. polytechn. Inst. Nach dem Militärdienst (1871 Lt. der Res.) wurde er 1872 Ass., 1874 Konstrukteur der Lehrkanzel für Eisenbahnbau und den konstruktiven Tl. des Brückenbaus an der TH Wien. 1875 erwarb er hier als einer der ersten das Ing.diplom. Als Priv.Doz. für graph. Statik und graph. Rechnen (1875) hielt er als erster an der TH Wien regelmäßig graphostat. Vorlesungen und trug mit der Publ. „Die graphische Zusammensetzung der Kräfte“ (1876) zum Ausbau dieser Disziplin bei. 1877 auch Priv.Doz. an der BOKU in Wien, wurde er 1878 ao. Prof. für Ing.wiss. am dt. polytechn. Inst. in Prag, wo er ab 1881 als o. Prof. Straßen-, Eisenbahn- und Brückenbau las (wiederholt Dekan, 1886/87 Rektor). Aufsehen erregte seine Methode, seine Hörer Brückenmodelle aus Karton anfertigen zu lassen. S. war Mitgl. des Eisenbahnrats und ständiger Beirat in Eisenbahnangelegenheiten des böhm. Landesausschusses, Gutachter bei Brücken(um-)bauten und Mitgl. zahlreicher Komm., etwa des Komitees für die Erbauung des Donau-Moldau-Elbe-Kanals. Zudem befaßte er sich mit Photogrammetrie, Tiefbohrtechnik, Sanierung von Mineralquellen, Technikgeschichte etc. Zahlreiche Stud.reisen führten S. u. a. zur Weltausst. nach Philadelphia, die er 1876 als offizieller Berichterstatter besuchte. 1878 erhielt er auf der Pariser Weltausst. eine silberne Medaille für das von ihm erfundene Taseometer. S. trat für die Gleichstellung der TH mit den Univ. ein.


Werke: W. (auch s. u. Poggendorff; Dt. Arbeit): Ueber Brückenbauten in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika ..., 1878; Die Photographie im Dienste des Ing., 1891–93; Beitrr. in Brockhaus, 11. Aufl., 1864ff., Hdb. der Ing.-Wiss. 2, 2. Aufl. 1890, Techn. Bll., Z. des Oesterr. Ing.- und Architekten-Ver.; etc.
Literatur: Bohemia, 10., 11. 8. 1901; Biograph. Jb. 6, 1904, S. 371ff.; Poggendorff 3, 4; Übersicht über die Leistungen der Dt. Böhmens ... im Jahre 1891, 1893, S. 103f., 106, 108, 1892–97, 1894–1900, s. Reg.; Techn. Bll. 33, 1901, S. 136ff., 155ff. (m. B.); Z. des Oesterr. Ing.- und Architekten-Ver. 53, 1901, S. 614f. (m. B.); Dt. Arbeit 1, 1901/02, S. 315ff. (m. W. u. B.); Die k. k. dt. TH in Prag 1806–1906, 1906, S. 283f., 373ff. (m. B.); Dtld., Österr.-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller …, 3. Ausg. 1911 (für Friedrich S. d. J., m. B.); C. Matschoß, Männer der Technik, 1925; Ehrenbuch ... des Österr. Verdienstordens ..., 1936 (für Friedrich S. d. J., m. B.); B. Maurer, K. Culmann und die graph. Statik, 1998, s. Reg.; KA, TU, WStLA, alle Wien.
Autor: (E. Offenthaler)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 168f.
geboren in Linz
gestorben in Prag

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