Steub, Ludwig

Steub Ludwig, Schriftsteller und Jurist. Geb. Aichach, Bayern (Dtld.), 20. 2. 1812; gest. München, Bayern (Dtld.), 16. 3. 1888; röm.-kath.

Sohn eines Beamten. Nach Besuch der Gymn. in Augsburg und München stud. S. ab 1828 klass. Philol., dann Jus an der Univ. München. 1834–36 unter Kg. Otto Beamter im befreiten Griechenland, schilderte er diese Erfahrungen in seinem ersten Buch, „Bilder aus Griechenland“ (1841). Nach seiner Rückkehr war S. im Gerichtsdienst, später Anwalt und lebte zuletzt als Notar in München; 1880 i. R. Mitarb. verbreiteter Ztg. und Z., v. a. der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“, trat S. auch mit einem reichen schriftsteller. Œuvre hervor, als Autor von – tw. in Tirol spielenden – Dorfgeschichten (u. a. „Die alte Trompete in Es“, 1849, oder „Die Rose der Sewi“, 1879), Tendenznovellen, satir. Reisebüchern in der jungdt. Tradition und mit Arbeiten zur Namenkde. Trotz beachtl. Qualitäten und der Veröff. in großen Verlagen war er nie bes. erfolgreich. In seinem Leben und Schaffen war S. eng mit Tirol (und Vbg.) verbunden: durch zahlreiche Aufenthalte, durch seine auf Ztg.artikeln beruhenden Reisebücher, bes. „Drei Sommer in Tirol“ (1846, völlig überarbeitet 1871, Neuausg. 1895), die den Tourismus gefördert haben sollen und wie die Dorfgeschichten einer damaligen ethnograph. Mode folgen, durch seine (heute überholten) namenkundl. Forschungen, die einen Zusammenhang zwischen Rhätern und Etruskern behaupten, sowie durch Kontakte mit fast allen Tiroler Literaten seiner Zeit (vgl. den umfangreichen Briefwechsel und den autobiograph. „Sängerkrieg in Tirol“, 1882, über die Tiroler Literaturszene im Vormärz). Er war u. a. mit Berthold Auerbach, Felix Dahn und Viktor v. Scheffel befreundet, seine liberalen und antiklerikalen Positionen schufen dem streitbaren S. auch Feinde. Heute ist er vergessen, woran einige – unzuverlässige – Neuausg. nichts geändert haben. 1886 Dr. phil. h. c. der Univ. Graz.


Werke: W. (auch s. u. Dt. Schriftsteller-Lex.): Ueber die Urbewohner Rätiens und ihren Zusammenhang mit den Etruskern, 1843; Herbsttage in Tirol, 1867; Die oberdt. Familiennamen, 1870; Aus Tirol, 1880; Mein Leben, 1883 (m. B.); Zur Namens- und Landeskde. der dt. Alpen, 1885; etc.
Literatur: ADB; Hall–Renner; Killy; Kosch; A. E. Schönbach, Gesammelte Aufsätze zur neueren Litteratur in Dtld., Oesterr., Amerika, 1900, S. 75ff.; A. Dreyer, in: Z. des Ferdinandeums für Tirol und Vbg., F. 3, 1912, S. 73ff.; ders., in: Oberbayer. Archiv für vaterländ. Geschichte 60, 1916, S. 1ff.; J. E. Wackernell, in: Forschungen und Mitt. zur Geschichte Tirols und Vbg. 13, 1916, S. 189ff.; G. Schuster, L. S., phil. Diss. München, 1952; U. Baur, Dorfgeschichte, 1978, s. Reg.; L. S. …, 1988; S. P. Scheichl, in: Bayer.-tirol. G’schichten … 2, red. M. Pizzinini, 1993, S. 219ff.; E. Dünninger, in: J. Ph. Fallmerayer, ed. E. Thurnher (= Schlern-Schriften 292), 1993, S. 75ff.; E. H(astaba), in: SammelLust. 175 Jahre Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, 1998, S. 152f.; H. Lechner, in: Altbayern in Schwaben, 2005/06, 2005; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neubearb. Aufl. 2005; Dt. Schriftsteller-Lex. 1830–80, bearb. H. Jacob, Bd. St-V, 2007.
Autor: (S. P. Scheichl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 243
geboren in Aichach
gestorben in München

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