Sohn eines Uhrmachers, ab 1862 mit Charlotte Bujatti, der Tochter eines Wr. Seidenfabrikanten, verehel. – S. sollte ursprüngl. Dessinateur werden und schrieb sich 1847 an der Wr. ABK ein, wo ihm van der Nüll (s. d.) bald eine Stelle in seinem Atelier anbot und zum Architekturstud. mit Schwerpunkt Innendekoration motivierte. Bereits 1855 vertrat S. van der Nüll als Lehrer an der Akad. und wurde 1856 Zeichenlehrer an der Manufakturzeichenschule des Nö. Gewerbever.; ab 1862 Supplent für ornamentales Zeichnen an der Akad. 1866–77 wirkte S. als Doz. für Ornamentik und Ornamentenzeichnen am polytechn. Inst., 1868–99 Prof. für Architektur und Dir. (mit Unterbrechungen) an der Kunstgewerbeschule des Österr. Mus. für Kunst und Ind. Bes. bemerkenswert war S.s kunstgewerbl. Vielseitigkeit: So entwarf er Innenausstattungen u. a. für die Altlerchenfelder Kirche, die Ruhmeshalle im Wr. Arsenal und die Wr. Oper, Interieurs für das Grand-Hotel, den K.pavillon der Wr. Weltausst. (1873), die Wohnungen der Fürsten Liechtenstein (1875/76) und Arbeiten der angewandten Kunst wie Möbel für Franz Michel, Glas- und Metallobjekte für die Fa. J. & L. Lobmeyr und Dziedzinski & Hanusch, Textilien für Ph. Haas & Söhne, Georg Bujatti und August Küfferle sowie Lederwaren und Einbände, die von S.s Beschäftigung mit dem Ornament geprägt waren. S. schuf auch zahlreiche Vorlagenwerke („Einfache Möbel im Charakter der Renaissance“, 1875, „Die Pflanze in der Kunst“, 1895, etc.) und gründete 1879 den Central-Spitzenkurs. 1876 übernahm er die Red. der „Blaetter für Kunstgewerbe“; daneben fungierte er als Leiter des Artist. Ateliers zur Herstellung der Staatsnoten. Die Bedeutung seines künstler. Schaffens belegen zahlreiche internationale Ausst.beteiligungen (Münchner Kunst- und Gewerbeausst. 1876, Pariser Weltausst. 1878 etc.). S., der entscheidend zur Reform des österr. Kunstgewerbes beitrug, wurde mehrfach ausgez.: 1873 Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1875 Reg.Rat, 1884 HR, 1894 nob., 1899 Komtur des Franz Joseph-Ordens mit Stern. Ab 1861 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1866 w. M. der Wr. ABK, Ehrenmitgl. des Wr. und des Münchner Kunstgewerbe-Ver.
Werke: Weitere W.: s. u. Handler; Scholda.
Literatur: NFP, 20. (A.), 25. (A.) 4. 1900, 28. 3. 1902; WZ, 27. 3. 1902 (A.); Czeike; Die Wr. Ringstraße 2, 8/1; Eisenberg 1; Wurzbach; Z. für bildende Kunst 7, 1872, S. 383, 386; Das geistige Dtld. … 1, 1898; The Studio 27, 1903, S. 166ff.; 150 Jahre TH in Wien 1815–1965, 2, ed. H. Sequenz, 1965, s. Reg.; W. Wagner, Die Geschichte der ABK in Wien, 1967, s. Reg.; G. Fliedl, Kunst und Lehre am Beginn der Moderne, 1986, S. 97ff. (m. B.); U. Handler, J. S. auf der Wr. Weltausst. 1873, 1–2, geisteswiss. DA Salzburg, 1987 (m. B. u. tw. W.); U. Scholda, Theorie und Praxis im Wr. Kunstgewerbe des Historismus …, geisteswiss. Diss. Salzburg, 1991 (m. B. u. tw. W.); The Dictionary of Art 29, 1996; J. & L. Lobmeyr, ed. P. Noever, 2006, s. Reg.
Autor: (K. Pokorny-Nagel)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 327