Enkel von Salomon, Sohn von Jonas, Bruder von Ludwig, Schwager von Irma, Cousin von Felix und Sir Henry S. sowie von Siegfried S. v. Feldringen (alle s. d.). – Nach Besuch des Gymn. in seiner Heimatstadt stud. S. am Polytechnikum in Zürich und an der Univ. Berlin Chemie und Mineral.; 1873 Dr. phil. an der Univ. Göttingen. Danach trat er in die Hohenauer Zuckerfabrik der Brüder S. ein, ein Familienunternehmen, das sehr erfolgreich von seinem Onkel Eduard S. geleitet wurde und großen Einfluß auf die Entwicklung der Gmd. Hohenau an der March und die Landwirtschaft der Umgebung hatte. Vorerst für die landwirtschaftl. Pachtgüter der Fa. verantwortl., wurde S. aufgrund der Krankheit seines Onkels bereits 1886 mit der Leitung der Zuckerfabrik, nach dessen Tod 1889 mit der Geschäftsführung betraut; 1890 trat er als offener Ges. an die Stelle seines Vaters. Er führte verschiedene Neuerungen in der Fabrikation ein, so begann er 1890 mit der Produktion billigen Sandzuckers, der vorerst für den Export nach Italien und der Schweiz, später nach Indien und Japan bestimmt war, ab 1896 wurde Würfelzucker hergestellt. 1891 wurde die Gasbeleuchtung in der Fabrik durch elektr. ersetzt. S. fungierte 1886–1901 als Bgm. von Hohenau und stiftete testamentar. größere Summen für kommunale Einrichtungen. Neben seinem öff. Wirken trat er auch als Amateurphotograph mit vornehml. ländl. Szenen, Tier- und Naturstud. hervor. Um mit Unschärfen stimmungsvolle Kompositionen herzustellen, verwendete er eine Lochkamera, arbeitete aber auch mit Momentkameras, mit denen er bewegte Situationen festhielt. Er beschäftigte sich insbes. mit dem Platindruck und der Herstellung von getönten Wiedergaben. Seine Aufnahmen wurden vorwiegend als Gravüren in den „Wiener Photographischen Blättern“ (1894–98) veröff., auch nahm S. an zahlreichen Ausst. der 1890er Jahre im In- und Ausland (Wien, Paris, Berlin) teil und gehörte 1893–1908 zu den Mitgl. des angesehenen Fotoklubs Linked Ring in London.
Werke: Publ.: Untersuchungen über einige Derivate des Benzylamins, Stilbens und Benzidins, phil. Diss. Göttingen, 1873; Herstellung von Platinbildern in sepiabraunen, Röthel- und grünen Tönen, in: Photograph. Rundschau, 1893; etc.
Literatur: NFP, 27., WS des Centralver. für Rübenzucker-Ind. in der Oesterr.-Ung. Monarchie, 28. 8. 1901; Führer durch die Collectiv-Ausst. der österr. Zuckerind. ... 1890 ..., 1890, S. 84; J. Baxa, 1867–1967. Hundert Jahre Hohenauer Zuckerfabrik der Brüder S., 1967, passim (m. B.); M.-Th. Arnbom, Friedmann, Gutmann, Lieben, Mandl und S., 2. Aufl. 2003, s. Reg.; T. Starl, Lex. zur Fotografie in Österr. 1839 bis 1945, 2005; A. Schultes, Beitrr. zur Heimatkde. von Hohenau, o. J., S. 83, 135; IKG, Wien; UA, Göttingen, Dtld.
Autor: (J. Mentschl – T. Starl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 348f.