Sohn des Ing. und Kartographen Aleksander (geb. Bialystok, Preußen / Bialystok, Polen, 11. 9. 1803; gest. Paris, Frankreich, 9. 12. 1875), Vater von Karol S. (s. d.). – S. besuchte 1865–67 die poln. Schule in Paris, stud. 1867/68 in Genf und 1868–72 (mit Unterbrechung) Architektur – u. a. bei G. Semper (s. d.) – an der Eidgenöss. polytechn. Schule in Zürich; 1872 Diplom. 1872–73 arbeitete er u. a. als Zeichner bei der Wr. Bau-Ges., anschließend war er bis 1877 als Ing. in Peru tätig, danach bildete er sich an der École des Beaux-Arts in Paris weiter. 1878 ließ sich S. in Krakau nieder und entwarf, oft gem. mit anderen Architekten (u. a. Franciszek Maczynski), v. a. in Galizien über 100 private und öff. Bauten. Stilist. überwogen in seinem frühen Œuvre Neurenaissance und Klassizismus (Villa Pod Stanczykiem, 1882–84, Knabenwaisenhaus der Aleksander-Lubomirski-Stiftung, 1887, beide Krakau), später Jugendstil und modernisierter Historismus (z. B. Karmeliterinnen-Kloster, 1903–05, Mus. für Technik und Ind., 1908–14, beide Krakau, beide gem. mit Maczynski); manchmal bediente er sich auch des Regionalstils der Tatra-Region. Von seinen Umbauten ist bes. das Teatr Stary in Krakau (1903–06) hervorzuheben: Hier verwendete er erstmals in Polen eine Stahlbetonkonstruktion. Daneben erwarb sich Baurat S. ab 1895 als Konservator der Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale große Verdienste; 1906–09 leitete er das Mus. für Technik und Ind. in Krakau. Er war Mitgl. mehrerer Vereinigungen, u. a. der Techn. Ges. in Krakau (ab 1880), der Delegation Poln. Architekten (dann Vereinigung Poln. Architekten) und des Krakauer Gmd.rats. S., der sich nach dem 1. Weltkrieg für den Bau preisgünstiger Wohnungen einsetzte, beteiligte sich auch an vielen Ausst., u. a. 1925 als Juror bei der Exposition Internationale des Arts Décoratifs in Paris.
Literatur: PSB (m. L.); Thieme–Becker; Vollmer; L. Lamenski, in: Architektura XIX i poczatku XX wieku, 1991, S. 23ff.; ders., in: Prace Humanistyczne, Ser. I, 1991, H. 30, S. 59ff.; The Dictionary of Art 29, 1996; Enc. Krakowa, 2000; Th. Brückler – U. Nimeth, Personenlex. zur Österr. Denkmalpflege, 2001; J. Skrzypczak, in: Rocznik Podhalanski 10, 2003–06, S. 105ff.; Wielka Enc. PWN 26, 2005; Archiwum Pánstwowe, Kraków, Polen; ETH, Zürich, Schweiz.
Autor: (T. Szybisty)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 431