Sohn eines Beamten. – Nach Absolv. des Gymn. in Meran (Merano) stud. S. ab 1840 Jus an den Univ. Innsbruck und Pavia; 1842 Dr. jur. in Pavia. Bis 1847 Konzeptsschüler bei der k. Regierungsdelegation von Mailand, wirkte S. 1848–58 als Ass. an der Bibl. in Pavia und wurde Mitgl. sowie Korrespondent der Accad. degli Agiati in Rovereto. Bereits 1832 war er dem Zoolog.-Botan. Ver. in Wien beigetreten. Nun entwickelte sich S.s durch Alexander v. Humboldt geprägtes Interesse für die Naturwiss., und er machte 1843–44 erste Beobachtungen an Muschelfunden in der Umgebung von Innsbruck; 1852 Dr. der Naturwiss. an der Univ. Parma. 1853 gründete er die erste malakolog. Z. in italien. Sprache, „Giornale di Malacologia“, in der er neben eigenen Artikeln wiss. Beitrr. aus ganz Europa publ. 1857 als Prof. für Naturwiss. an die Scuola facoltativa von Piacenza berufen, war S. 1858 in Mailand Mitbegründer der Società Italiana di Scienze Naturali. Ab 1859 war S. Inhaber des Lehrstuhls für Naturwiss. an der Univ. Parma, 1865 folgte er einer Einladung des Rektors der Univ. von Buenos Aires, um dort die naturwiss. Fak. zu begründen. In Übersee nahm S. an riskanten Expeditionen und Forschungsreisen bis nach Patagonien und Feuerland teil, wobei er sich der wiss. Photographie bediente. 1868 wurde er Dir. des Mus. di Storia Naturale von Parma, 1871 Dir. der Scuola di Farmacia an der Univ. Parma; 1891/92 Rektor. S. war auch polit. aktiv und brachte in jungen Jahren liberale Reformideen nach Parma, gründete dort die evang. Glaubensgemeinschaft, trat den Freimaurern und später pazifist. Bewegungen bei, so der International Arbitration and Peace Association, und pflegte Kontakte zu Bertha v. Suttner. Polit. links stehend, vertrat er die Stadt Parma im röm. Parlament. S. beherrschte sieben Sprachen und verf. rund 200 Publ. in fünf Sprachen. Zu seinen Verdiensten zählt v. a. die Schaffung naturwiss. Publ.organe in italien. Sprache, u. a. „Bullettino di Paletnologia Italiana“, in denen seine Beitrr. zu den Terramaren bes. hervorstechen. S., der als Begründer der Paläontol. in Italien gilt, war Mitgl. zahlreicher Akad. und wiss. Ges., Ehrenmitgl. und Gründer vieler Natur- und Alpenver., u. a. der Akad. Dt. Naturforscher und Ärzte in Innsbruck, der Acad. Nacional de Ciencias des Buenos Aires und der Sociedad Farmaceutica Argentina, 1855 Mitgl. der Naturforschenden Ges. zu Halle, Mitgl. der Acad. Imp. Leopoldinae Carolinae naturae curiosum in Breslau (Wroclaw), Mitgl. des Naturwiss.-Med. Ver. in Innsbruck sowie Gründungsmitgl. der Società della Cremazione in Mailand.
Werke: s. u. Strobel; Pellegrino S.
Literatur: Gazetta di Parma, 15. 6. 1895, 28. 10. 1995; G. Garollo, Dizionario biografico universale, 1907; V. Strobel, in: Atti Accad. Roveretana degli Agiati 1978–79, 18–19, 1980, S. 203ff. (m. W. u. L.); Pellegrino S. (1821–95) (= Pubbl. Mus. di Storia Naturale … 9), 1998 (m. B. u. W.); R. Lasagni, Dizionario Biografico dei Parmigiani 4, 1999; Materialiensmlg. ÖBL, Wien (m. B. u. L.).
Autor: (V. v. Strobel)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 412f.