Széll von Duka und Szentgyörgyvölgy, Kálmán

Széll von Duka und Szentgyörgyvölgy Kálmán, Politiker. Geb. Gasztony (H), 8. 6. 1843; gest. Rátót (H), 16. 8. 1915.

Sohn des Grundbesitzers und Beamten József Antal S. v. D. u. S. und von Julianna S. v. D. u. S., geb. Bert(h)a; 1867 Heirat mit Ilona, der Tochter des Dichters Mihály Vörösmarty. – S. besuchte die Gymn. in Steinamanger (Szombathely) und Ödenburg (Sopron) und stud. 1861–65 Rechtswiss. an der Univ. Pest; 1867 Dr. iur. Der Pflegevater seiner Frau, →Franz v. Deák, ermunterte ihn zu vertiefenden Stud. des Wirtschafts- und Finanzwesens. Ab 1867 war er Stuhlrichter des Kom. Eisenburg; 1869–1911 Abg. im ung. Parlament (bis 1906 für die Deákpartei, danach für die Verfassungspartei, deren Präs. er bis 1910 war). 1875–78 wirkte S. als Finanzminister in den Kabinetten Wenckheim bzw. Tisza. In dieser Funktion erwarb er sich große Verdienste um die Wiederherstellung des Gleichgewichts des Staatshaushalts nach der Finanzkrise von 1873. Er führte das Steueraufsichtssystem ein und schuf die Grundlagen für die Umwandlung der Österr. Nationalbank in die gem. Österr.-Ung. Bank. Nach seiner wegen der zusätzl. finanziellen Belastung Ungarns durch die Okkupation Bosniens und der Herzegowina erfolgten Demissionierung 1878 war S. v. a. im Wirtschaftsbereich tätig und baute seinen Grundbesitz in Rátót zu einem für Rinderzucht berühmten Musterbetrieb aus. 1899 wurde er zum Ministerpräs. und prov. Innenminister ernannt. Auch während dieser Amtszeit widmete er sich v. a. wirtschaftspolit. Fragen. 1902 schloss er mit dem österr. Ministerpräs. →Ernest v. Koerber den sog. S.-Koerber-Pakt, mit dem der gem. Zolltarif mit Österr. erneuert wurde, dessen Bestimmungen aber nicht umgesetzt wurden. Auf sozialpolit. Gebiet erreichte er v. a. die Einführung eines damals für ganz Europa vorbildl. Kinderschutzgesetzes. 1903 trat S. zurück, nachdem der Antrag der Regierung auf Neurekrutierungen im ung. RT auf heftigen Widerstand gestoßen war, und war danach nur noch als Abg. aktiv. Nach 1911 zog er sich aus dem polit. Leben zurück. 1902 wurde er Dion.mitgl. der MTA, 1886–99 bzw. ab 1908 war er Gouverneur der Ung. Hypothekarbank (Magyar Jelzáloghitelbank) sowie 1911 Dion.mitgl. der Kroat.-slavon. Landes-Hypotheken-Bank (Hrvatsko-slavonska zemaljska hipotekarna banka). Ab 1883 Geh. Rat, erhielt S. 1893 das Großkreuz des Leopold-Ordens und 1902 das des St. Stephans-Ordens.


Werke: s. Szinnyei; Markó.
Literatur: NFP, 19. 8. 1915 (Parten); Biograph. Lex. Südosteuropas; Szinnyei (m. W.); T. Halász Sárkányné, S. K. életrajza, 1943; L. Izsák u. a., Magyar miniszterelnökök 1848–2002, 2002, S. 52ff.; D. Szabó, in: Nagy képes millenniumi arcképcsarnok. 100 portré a magyar történelembol, ed. Á. Rácz, 3. Aufl. 2002, S. 248f.; L. Markó u. a., A MTA tagjai 1825–2002, 3, 2003 (m. B. u. W.); UA, Budapest, H.
Autor: (Z. Fónagy)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 137f.
geboren in Gasztony
gestorben in Rátót

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