Szarvas, Gábor

Szarvas Gábor, Ps. Pap(p) Rika, Sprachwissenschaftler und Lehrer. Geb. Ada, Ungarn (SRB), 22. 3. 1832; gest. Budapest (H), 12. 10. 1895.

S. absolv. sechs Kl. Volksschule in Baja und trat 1848 auf Wunsch seiner Eltern in das Benediktinerkloster in PannonhalmaPannonhalma ein, brach jedoch 1852 die Priesterausbildung ab, um in Pest (Budapest) Jus zu stud. Eine schwere Erkrankung verhinderte den Abschluss. S. unterrichtete ab 1858 klass. Sprachen an einem Gymn. in Eger, 1860 in Baja, 1861–69 in Preßburg und danach in Pest. Ab 1879 litt er an einer schweren Augenkrankheit, die schließl. zur Erblindung führte; 1881 vorzeitig i. R. 1860 wurde er Mitarb. bei dem Lokalbl. „Bajai Közlöny“, in dem er auch Humoresken veröff.; in Preßburg red. er 1865 die kurzlebige Z. „Pozsonyi Lapok“ und schrieb mehrere Theaterstücke. Im Zuge seines Engagements gegen Sprachverunreinigung und Neologismus beschäftigte er sich mit der Geschichte der ung. Sprache. 1867 publ. er in den Mitt. des Preßburger Gymn. den Aufsatz „Magyartalanságok“ über unkorrekte Wortbildung und falsche Tempussetzung im Ung., der landesweit großes Aufsehen erregte. Für ein Preisausschreiben der MTA verf. er die prämierte sprachwiss. Studie „A magyar igeidők“ über die Zeitformen im Ung., die 1872 hrsg. wurde. In Anerkennung seiner linguist. Arbeit wurde S. 1871 zum k. M. und 1884 zum o. Mitgl. gewählt. Im Auftrag der Akad. gründete er 1872 die Z. „Magyar Nyelvőr“, in der er sich der Sprachpflege und der Entwicklung einer ung. Wiss.sprache widmete und für die er die bedeutendsten ung. Linguisten wie →Bernát Munkácsi, →Zsigmond Simonyi und →József Szinnyei d. Ä. als Mitarb. gewann. 1874–75 red. er mit József Budenz (→Josef Budenz) und Áron Szilády drei Bde. der ung. Sprachdenkmäler „Magyar códexek és nyomtatványok“. In seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten arbeitete er gem. mit Simonyi an einem ung. Wörterbuch, „Magyar Nyelvtörténeti Szótár“ (3 Bde., 1890–93), dem er den Wortschatz alter ung. Dichtungen zugrunde legte. S. war Mitgl. der Finn.-Ugr. Ges. in Helsinki. 1993 Gründung des Linguist. Ver. für die ung. Sprache (S. G. Nyelvművelő Egyesület) in Ada.


Werke: Weitere W.: s. Szinnyei; Markó.
Literatur: Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex.; M. Irodalmi Lex. I, II (m. B.); Szinnyei (m. W.); I. Halász, in: Erdélyi Múz. 9, 1895, S. 506ff.; Vasárnapi Ujság 42, 1895, S. 685f. (m. B.); Z. Simonyi, in: Magyar Nyelvor 25, 1897, H. 11, S. 481ff.; ders., in: A MTA ehunyt tagjai fölött tartott emblékbeszédek 15, 1912; ders., in: Magyar Nyelv 28, 1932, H. 1–2, S. 1ff.; M. Rubinyi, in: Magyar Nyelvor 76, 1952, H. 3, S. 160ff.; ders., Emlékezések és tanulmányok, 1962, S. 35ff.; Új magyar irodalmi lex. 3, 2. Aufl. 2000; L. Markó u. a., A MTA tagjai 1825–2002, 3, 2003 (m. B. u. W.); Website des Linguist. Ver. für die ung. Sprache (Zugriff 17. 5. 2011).
Autor: (Zs. Bognár)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 119f.
geboren in Ada
gestorben in Budapest
ausgebildet in Baja
ausgebildet in Martinsberg/Pannonhalma, Kom. Győr 1848-1852
ausgebildet in Budapest 1852
wirkte in Erlau/Eger, Kom. Heves 1858-1860
wirkte in Baja 1860-1861
wirkte in Pressburg 1861-1869
wirkte in Budapest
war k. Mitglied Ungarische Akademie der Wissenschaften 1871-1884
war o. Mitglied Ungarische Akademie der Wissenschaften 1884
war Student Erzabtei Pannonhalma 1848-1852
war Student Universität Budapest (ELTE) 1852
war Redakteur Bajai Közlöny (1859-?) 1860
war Redakteur Pozsonyi Lapok (1865-?) 1865-1865
war Mitarbeiter von A pozsonyi kir. kath. fögimnázium értesítöje 1867-1867
war Gründer von Magyar Nyelvőr 1872
war Redakteur Magyar Nyelvőr 1872-1895
war Mitglied Finnisch-Ugrische Gesellschaft

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