Aus einer aristokrat. armen. Familie stammend; Sohn des Landbesitzers Gregor T. (1825–1882) und von Gertrude T., geb. Ohanowicz (1839–1930). – Nach Besuch des Gymn. in Stanislau (Ivano-Frankivs’k) stud. T. 1882–83 Rechtswiss. an der Univ. Czernowitz sowie 1883–87 Theol. an der Univ. Lemberg. 1887 wurde er von Erzbischof Izaak Mikolaj Isakowicz (→Isaak Issaakowicz) zum Priester geweiht und im selben Jahr zum Pfarrer an der armen.-kath. Kathedrale in Lemberg (L’viv) ernannt. 1887–90 war er Pfarrer an der Kathedrale in Stanislau, 1890 erneut in Lemberg. 1891–92 fungierte T. als Administrator der Pfarrgmd. in Brzezany (Berežany), wo er neben karitativen Tätigkeiten eine Schule für Analphabeten gründete, 1893–97 wirkte er an der dortigen armen. Kirche als Priester. Danach kehrte er als Kanoniker nach Lemberg zurück. Er wurde Ende Mai 1901 zum armen.-kath. Erzbischof der Diözese Lemberg gewählt, im September ernannt und 1902 als solcher konsekriert. In seiner Amtszeit begründete T. 1902 die Kongregacje Ziemianek in Kochawina (Hnizdyciv), die insbes. die Errichtung von Mädchenschulen in Zywaczów und Tlumacz (Tlumac) förderte, wirkte 1908 als Kurator in einer Erziehungs- und Bildungsanstalt für straffällig gewordene Jugendliche (Zaklad Naukowy im. dr Józefa Torosiewicza) in Lemberg und ließ 1905–38 umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Kathedrale in Lemberg durchführen. 1932 initiierte er ein Diözesanmus. Polit. engagiert, war T. 1897 Mitgl. im Stadtrat von Lemberg, in der Landesschulbehörde (Rada Szkolna Krajowa) sowie im Aufsichtsrat der Bank Mons Pius; 1902–14 Abg. zum galiz. LT, 1902–18 HH-Mitgl. Während der gesamten Dauer seiner parlamentar. Tätigkeit trat er für die Wiedererrichtung des poln. Staates ein, im November 1918 war er aktiv an dessen Aufbau beteiligt. 1919–22 Abg. der Konstituierenden Nationalversmlg. (Sejm Ustawodawczy) und Vizepräs. der Zwiazek Ludowo-Narodowy (Nationale Union der Volkspartei), fungierte er 1922–23 als Senator der Stronnictwo Chrzescijansko-Narodowe (Christl. Nationale Partei), musste aber auf Geheiß von Papst Pius XI. zurücktreten. 1923–25 gehörte er der poln. Bischofskonferenz an. T., der letzte armen.-kath. Erzbischof von Lemberg, war einer der einflussreichsten und bekanntesten Mitgl. des poln. Episkopats der Zwischenkriegszeit (1928–36 in dessen Rechtsausschuss). Er verf. über 100 wiss. Werke, Abhh. und Reden. 1897 zählte er zu den Mitbegründern der ersten kath. Tagesztg. in Lemberg, „Ruch Katolicki“, die zunächst als WS erschien, und fungierte 1898–1900 als deren Hauptred. 1900–04 war T. Mitbegründer und Red. der Ztg. „Przedswit“, 1935 Begründer der Ztg. „Gregoriana“. Er nahm an zahlreichen internationalen Kongressen und Konferenzen, u. a. in Rom und Warschau, sowie an eucharist. Weltkongressen teil. Reisen führten ihn auch nach Belgien, Frankreich und bereits 1911 nach Jerusalem, wo er Material für eine Geschichte über das Leben Jesu sammelte. 1906 Geh. Rat, 1912 Dr. h. c. der Univ. Lemberg, erhielt er 1924 den Orden Polonia Restituta.
Werke: W. (s. auch Slownik polskich teologów katolickich): Katolicyzm a cywilizacja, 1907; Okruchy ewangeliczne, 1923; Od Betlejem do Nazaretu, 1932 (dt.: Von Bethlehem nach Nazareth, 1937); Konnersreuth im Lichte der Mystik und Psychol., 1936; Od Jahwy do Mesjasza, 1936; Herold Chrystusa na tle epoki, 1937; etc.
Literatur: Gregoriana, 4. 12. 2008 (m. B.); L. Theodorowicz, Nieco o heraldyce i rodach Ormian polskich, 1925, S. 17ff.; Who’s who in Central and East-Europe 1933/34, ed. St. Taylor, 1935; Pamieci J. Eksc. ks. arcybiskupa J. T. metropolity lwowskiego obrzadku ormianskiego, ed. F. Zacharjasiewicz, 1938 (m. B.); P. Kubicki, Bojownicy kaplani za sprawe kosciola i ojczyzny w latach 1861–1915 … 3/4, 1940, S. 244ff.; Slownik polskich teologów katolickich 7, 1983 (m. W.); S. Gawlik, Z¿ycie i dzialalnos´c´ ks. abpa J. T. T., 1988; Slownik biograficzny katolicyzmu spolecznego w Polsce 3, 1995 (m. B.); R. Kubik, J. T. T. ostatni arcybiskup polskich Ormian, 1998 (m. B.); T. Zaleski, Slownik biograficzny duchownych ormianskokatolickich … 1750–2000, 2001; J. Smirnow, Katedra ormianska we Lwowie dzieje archidiecezji ormianskiej lwowskiej, 2002, S. 89ff., 220, 239; J. Wolanska, Katedra ormianska we Lwowie w latach 1902–38 …, 2010, s. Reg. (m. B.).
Autor: (M. Nadraga)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 250