Sohn eines Kaufmanns, Vater des Gynäkologen Miklós T. (geb. 1899). – T. stud. ab 1881 Med. an der Univ. Budapest; 1887 Dr. med. Nach einem Jahr als Ass. an der 1. Frauenklinik im Krankenhaus von Käsmark (Kežmarok) vertiefte er seine Ausbildung 1888–90 an den Univ. Wien, Berlin, Köln, Paris und Stockholm. 1891–1901 arbeitete er am Gynäkolog. Inst. im Findelhaus des Weißen Kreuzes, 1903 wurde er Priv.Doz. der geburtshilfl. Propädeutik an der Univ. Budapest. 1908–17 fungierte er als leitender Oberarzt des Landesver. für Mutter- und Säuglingsschutz, daneben als Oberarzt des Staatl. Kinderhorts sowie der Budapester Arbeiter-Krankenkasse. Ab 1910 wirkte er bis zu seinem Tod als Dir. der Alice-Weiss-Gebäranstalt; eine Unterbrechung bedeutete seine Tätigkeit im Budapester Militärspital während des 1. Weltkriegs. Daneben arbeitete er viele Jahre als med. Sachverständiger für gynäkolog. Fragen in der Landessozialversicherungsanstalt (Országos Társadalombiztosító Intézet, OTI). T. erwarb sich große Verdienste auf dem Gebiet des Säuglings- und Mutterschutzes in Ungarn. 1908 gründete er das Landesinst. für Säuglings- und Mutterschutz (Országos Csecsemo és Anyavédelmi Intézet). Insbes. propagierte er den Schutz des Fötus u. a. durch die Empfehlung von Diäten für Schwangere. Darüber hinaus befasste er sich mit der Laktation und ihren Anomalien, mit der Pathol. der Ovarialsarkome sowie mit hygien. Fragen rund um den Geburtsvorgang. Sein Interesse galt aber auch der Ethnomed., der Med.geschichte, der Balneol. und Heilwassertherapie, insbes. deren Wirkung in der Abortus-Prävention. Seine Publ. erschienen in dt. und ung. Sprache und wurden tw. ins Italien., Französ. und Norweg. übers. Für seine gem. mit Josef Bäcker betriebenen Forschungen, deren Ergebnisse 1888 im 33. Bd. der Z. „Archives of Gynecology and Obstetrics“ als „Studien aus dem Gebiete des Wochenbettes“ erschienen, erhielt er bereits 1886 einen Preis der Univ. Budapest. Erwähnenswert ist auch seine ethnograph. Arbeit „Volksbräuche und Aberglauben in der Geburtshilfe und der Pflege des Neugeborenen in Ungarn“, 1900. 1902–08 red. er das Fachbl. „Gynekológia“ und war Mitarb. mehrerer ausländ. Z. (u. a. „Frommels Jahresberichte für die Geburtshilfe und Gynäkologie“, „Klinische Zeit- und Streitfragen“ und „Centralblatt für Gynäkologie“). T., der 1890 Mitgl. der Freimaurerloge Demokratia wurde, war auch im öff. Leben als Gen.sekr. des Budapester Ärzteverbands (Budapesti Orvosszövetség), 1896–1907 als Präs. der gynäkolog. Fachabt. des Budapester Ärztever. (Budapesti Királyi Orvosegyesület Gynaekologiai Szakosztály) sowie 1911–18 als Mitgl. des Verwaltungsausschusses der Haupt- und Residenzstadt Budapest aktiv. 1885 zählte er zu den Mitbegründern des Landesver. für Gesundheitswesen (Országos Közegészségi Egyesület), fungierte 1891–1908 als Sekr. der Semmelweis-Gedenkkomm. (Semmelweis Emlékbizottság) und war Mitgl. zahlreicher ausländ. Ges.
Werke: Weitere W.: s. Das geistige Ungarn; Pagel; Szinnyei; Új magyar életrajzi lex.; Kapronczay.
Literatur: Das geistige Ungarn (m. W.); M. Zsidó Lex.; Pagel (m. W.); Szinnyei (m. W.); A. Szállási, in: Orvosi hetilap 118, 1977, S. 702f.; Új magyar életrajzi lex. 6, 2007 (m. W.); K. Kapronczay, Orvostörténelem Magyarországon (m. W., nur online, Zugriff 26. 3. 2012); IKG, Wien; Semmelweis Egyetem, Budapest, H.
Autor: (K. Kapronczay)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 244