Teller, Friedrich

Teller Friedrich, Geologe und Paläontologe. Geb. Karlsbad, Böhmen (Karlovy Vary, CZ), 28. 8. 1852; gest. Wien, 10. 1. 1913; röm.-kath.

Sohn eines Gelbgießmeisters; verheiratet mit Magdalena T., geb. Wimmer (geb. Fertoszéleskút, Ungarn / Breitenbrunn, Bgld., 5. 6. 1873; gest. 1960). – Nach Besuch des Obergymn. in Eger (Cheb) stud. T. ab 1871 Naturwiss. an der Univ. Wien, u. a. bei →Karl Bernhard Brühl; kein Abschluss. 1872 Demonstrator am Zootom. Inst. der Univ. Wien, wandte er sich, angeregt durch Exkursionen mit →Eduard Sueß, 1873–74 geolog. und paläontolog. Stud. zu. Als Stipendiat begann T. 1874 mit geolog. Aufnahmen auf der griech. Insel Chios. Ab 1874 prov., ab 1875 def. Ass. an der Lehrkanzel für Geol. an der Univ. Wien, arbeitete er 1875 und 1876 unter der Leitung von →Melchior Neumayr an der geolog. Erforschung Griechenlands mit. 1875 machte T. geolog. Aufnahmen im ostthessal. Küstengebirge, 1876 auf der Insel Euböa. 1877 trat er als Praktikant in die Geolog. Reichsanstalt ein und begann mit seinen Arbeiten in den Ötztaler und Stubaier Alpen. 1878 folgten Untersuchungen des Paläozoikums in Ktn. und Krain, später geolog. Aufnahmen in Südtirol sowie ab 1883 im kärntner. Glocknergebiet. Ab 1884 wurde T. mit geolog. Aufnahmen in den Steiner Alpen und in den Karawanken betraut. Als Ergebnis gab er die geolog. Karte der Ostkarawanken und Steiner Alpen einschließl. umfangreicher Erläuterungen heraus. Diese aus vier Tle. bestehende Karte im Maßstab 1:75.000 (Bll.: Pragerhof und Wind. Feistritz, Prassberg an der Sann, Eisenkappel und Kanker sowie Cilli und Ratschach, 1894–1907) stellte eine Art Pilotprojekt zu der von →Dionys Stur eingeleiteten, aber erst von →Karl Stache durchgeführten Hrsg. der „Geologischen Spezialkarte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1:75.000“ (1894–1952) dar. 1885 Adjunkt, befasste sich T. nun mit geolog. Untersuchungen zur Trassierung der Eisenbahnlinie Klagenfurt–Triest und des Karawankentunnels. 1891 sowie 1894 (gem. mit →Gustav Adolf Koch) folgten geolog. Stud. zur damals projektierten Loibl-Bahn und zum Loibltunnel. 1893 Geologe, 1897 Bergrat, untersuchte er die Tertiärkohlen im Gebiet von Rohitsch (Rogatec) auf Grundlage der Vorarbeiten von →Alexander Bittner. Ab 1898 bearb. er die Alpenausläufer südl. der Save, kartierte das Triglavmassiv und einen Tl. der Karawanken. 1900 Chefgeologe, lehnte T. 1901 die Berufung an die Lehrkanzel für Paläontol. an der Univ. Wien ab. 1903 wurde er Mitgl. der Komm. für die Abhaltung der ersten Staatsprüfung für landwirtschaftl., forstwirtschaftl. und kulturtechn. Stud. an der BOKU. T. wirkte maßgebend als Aufnahmsgeologe. Darüber hinaus befasste er sich mit Fragen nach nutzbaren Bodenschätzen, arbeitete über Quellengeol. sowie den Quellenschutz in Karlsbad und fungierte als Sachverständiger in Wasserfragen. Paläontolog. tätig, beschrieb er quartäre Säugetierreste aus NÖ, neogene Wirbeltierreste aus der Südstmk. und den in den Lunzer Schichten (Trias) aufgefundenen Ceratodus-Schädel (Lungenfisch). Der Schwerpunkt seiner paläontolog. Arbeiten lag auf dem Gebiet der Bivalven. Ab 1893 red. T. das Jb. und die Abhh. der Geolog. Reichsanstalt und gab die gedruckte Geolog. Spezialkarte 1:75.000 und deren Erläuterungen (bis 1912) heraus. Insbes. bemühte er sich um die Weitergestaltung des Generalfarbenschemas für diese Karte. Im Zuge des 9. Internationalen Geologenkongresses in Wien übernahm er die redaktionelle Bearb. des umfangreichen Exkursionsführers sowie der Tagungsbde. 1902 wurde er k. M., 1912 w. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien und war Mitgl. der k. Leopoldin.-Carolin. Dt. Akad. der Naturforscher in Halle. 1911 erhielt er das Off.kreuz des Franz Joseph-Ordens, 1901 Dr. h. c. der Univ. Czernowitz.


Werke: Weitere W. (s. auch Poggendorff 3–4; Geyer): Karte des alpin-dinar. Grenzgebietes 1:350.000 …, in: Mitt. der Geolog. Ges. in Wien 6, 1913 (gem. m. F. Kossmat). – Teilnachlässe: Geolog. Bundesanstalt, ÖAW, beide Wien.
Literatur: NFP, 11. (A.), 12. 1. 1913; Grazer Tagbl., 16. 2. 1913; Almanach Wien 63, 1913, S. 377ff. (m. B.); Eisenberg 2; Poggendorff 3–4 (m. W.), 5; SBL; C. Diener, in: Centralbl. für Mineral., Geol. und Paläontol., 1913, S. 119ff.; G. Geyer, in: Jb. der Geolog. Reichsanstalt 63, 1913, S. 193ff. (m. B. u. W.); W. Hammer, in: Mitt. der Geolog. Ges. in Wien 6, 1913, S. 168ff.; W. Petrascheck, in: Montanist. Rundschau 5, 1913, Nr. 3, S. 123 (m. B.); M. Pajk, in: Carniola. Mitt. des Museal-Ver. für Krain, NF 4, 1913, S. 69f.; Oesterr. Z. für Berg- und Hüttenwesen 61, 1913, S. 56; E. Tietze, in: Verhh. der Geolog. Reichsanstalt, 1913, S. 49ff.; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. Fossilium Austriae 15), 1971; T. Cernajsek, in: Die Geolog. Bundesanstalt in Wien. 150 Jahre Geol. im Dienste Österr. (1849–1999), red. Ch. Bachl-Hofmann u. a., 1999, S. 392f. (m. B.); Geolog. Bundesanstalt (m. B.), ÖAW, beide Wien.
Autor: (T. Cernajsek)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 242f.
geboren in Karlsbad
gestorben in Wien

Lifeline