Sohn von Abraham T. und Lea (Helene) T., geb. Habrofsky (auch Habrovsky), der Schwester des Mediziners Moritz Habrofsky, der 1848 Vors. des Studentenkomitees in der Wr. Oktoberrevolution war; ab 1879 mit Katharina T., geb. Braunsberger, verheiratet. – Der aus ärml. Verhältnissen stammende T. besuchte 1852–58 die Realschule in Brünn (Brno) und stud. anschließend am Wr. polytechn. Inst. (1859–63) sowie an der techn. Lehranstalt in Brünn (1861). 1865 trat er als Baupraktikant in den Dienst der nö. Statthalterei und wurde 1869 der Donauregulierungskomm. in Wien zugewiesen, wo er jahrzehntelang tätig blieb: 1873 wurde er Sektionsing., 1877 Obering., 1884 Oberbauleiterstellv., 1890 Baurat, 1894 Leiter der Hafenbauabt., 1895 Oberbaurat extra statum und Hafenbaudir. 1903 erhielt er Titel und Charakter eines HR, 1904 extra statum; 1905 i. R. T. war ein anerkannter Fachmann auf dem Gebiet des Wasserbaus und erwarb sich Verdienste um die Stadt Wien, da er wiederholt drohende Hochwasserkatastrophen abzuwenden half. Zu seinen bedeutendsten Leistungen zählte die in den 1890er-Jahren erfolgte Umgestaltung des Wr. Donaukanals in einen Handels- und Winterhafen. Im Zuge dieser Arbeiten wurde das von →Wilhelm Frh. v. Engerth konstruierte Schwimmtor bei Nussdorf durch eine Wehr- und Schleusenanlage ersetzt, die die Stadt vor Hochwässern und Eisstößen schützen, aber auch die für die Schifffahrt im Kanal benötigte Wassermenge regulieren konnte. Errichtet wurden neben zwei Kammerschleusen Wehre, Kaimauern, Vorkais sowie ein für den Güterumschlag geeigneter Hafen mit Anbindung an die Eisenbahnlinien. Die architekton. Gestaltung des Sperrwerks und der Kaianlagen erfolgte durch Otto Wagner. Als es bei den Unterwasserarbeiten zum Auftreten der Caissonkrankheit in bisher unbekanntem Ausmaß kam, brachte T., vermutl. als Erster in Europa, eine Krankenschleuse zum Einsatz. Er war ein geschätzter Gutachter und wurde 1902 Mitgl. der Comm. consultative internationale des travaux du canal de Suez in Paris. Dem Wr. Ing.- und Architektenver. gehörte er ab 1870 an. I. R. engagierte sich T. u. a. als Vorstandsmitgl. der Wr. IKG und der Israelit. Allianz sowie als Vizepräs. des Ver. zur Unterstützung israelit. Handwerker und Kleingewerbebetreiber in Wien. Er war Mitgl. des B’nai B’rith-Ordens. T. wurde 1893 mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1898 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. und 1905 mit dem kgl. serb. St. Sava-Orden II. Kl. ausgez.
Werke: W. (s. auch Gold): Ueber die Arbeiten zur Umwandlung des Wr. Donaucanals in einen Handels- und Winterhafen, in: ZÖIAV 49, 1897, Nr. 14–15; etc. – Teilnachlass: The Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, IL.
Literatur: NFP, 3. 3. 1903, 29. 3. 1905, 23., 24. 12. 1910 (m. Parte); NWT, WZ, 23. 12. 1910; Czeike; Kosel 1; Wininger; Wien am Anfang des XX. Jh., red. P. Kortz, 1, 1905, s. Reg.; Die Wahrheit, 1910, H. 51, S. 8, 1928, H. 12, S. 6f.; Die Juden und Judengmd. Mährens in Vergangenheit und Gegenwart, ed. H. Gold, 1929, S. 535ff. (m. B. u. W.); P. Steines, Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüd. Konfession auf dem Wr. Zentralfriedhof ..., 1993 (m. B.); IKG, Wien.
Autor: (E. Offenthaler)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 220f.