Sohn von Christian Thöni (s. u.) und Anna Thöni, geb. Lechner; 1912 Heirat mit Marie Wiesmüller (gest. 1913), ab 1915 mit Rose Vierthaler verehel. – T. besuchte zusätzl. zur Realschule ab 1881 die Zeichenschule an der Gewerbl. Fortbildungsschule in München. 1883 begann er ein Stud. an der Münchner ABK, wo u. a. Gabriel v. Hackl und Ludwig v. Löfftz zu seinen Lehrern zählten. Hier schloss er auch Freundschaft mit →Albin Egger-Lienz und →Leo Putz. 1888–95 wirkte T. an den „Münchener humoristischen Blättern“, ab 1891 an der Berliner Z. „Die Modenwelt“ mit; daneben arbeitete er gem. mit Louis Braun an verschiedenen Schlachtenpanoramen. Während eines Stud.aufenthalts 1890–91 in Paris lernte er die Plakatkunst Henri de Toulouse-Lautrecs kennen und nützte den Aufenthalt zur Mitarb. im Atelier des französ. Schlachtenmalers Edouard Detaille. 1892 unternahm er mit William Cody alias Buffalo Bill und seiner Wildwesttruppe als Plakatmaler und Bildberichterstatter eine Reise nach England. Nach München zurückgekehrt, setzte er bis 1894 das Akad.stud. in der Meisterklasse →Franz v. Defreggers fort. Ab 1896 wurde er zu einem wichtigen Mitarb. des von Albert Langen gegr. „Simplicissimus“, wobei er sich vorrangig mit Militär- und Ges.karikatur befasste. 1897 hielt er sich in Berlin auf und unternahm danach wiederholt Stud.reisen u. a. nach Frankreich und Italien. 1904 brach er zu einer dreimonatigen Radtour mit dem Schriftsteller Ludwig Thoma und dem Zeichner Rudolf Wilke nach Nordafrika auf. Im 1. Weltkrieg wirkte T. als Kriegsberichterstatter (Vogesen, Isonzogebiet), 1920 zog er sich nach Holzhausen zurück und begann für den Norddt. Lloyd zu arbeiten. Als sein Haus im März 1944 niederbrannte, wurden die meisten seiner Zeichnungen und alle Ölbilder vernichtet. Nach 48 Jahren wurde der „Simplicissimus“, in dem mehr als 2.500 seiner Bll. erschienen waren, im September 1944 eingestellt. T.s Hauptbedeutung liegt in seinen humorist.-satir. Zeichnungen, die in zeittyp. verknapptem Stil die verschiedenen Ges.milieus humorvoll-krit. durchleuchten. Daneben schuf er Ölbilder, u. a. für Dampfschiffe des Norddt. Lloyd, aber auch Ex-Libris-Entwürfe. Seine Arbeiten befinden sich u. a. in der Städt. Galerie im Lenbachhaus, im hist. Stadtmus. München, in der graph. Smlg. der Neuen Pinakothek (alle München), im Kupferstichkabinett in Dresden, in der Kunsthalle Bremen, der Nationalgalerie Berlin sowie im Tiroler Landesmus. Ferdinandeum in Innsbruck. T. war Mitgl. der Münchner und der Berliner Sezession sowie 1902–12 des Hagenbunds in Wien, 1933 Ehrenmitgl. der Münchner ABK, 1941 erhielt er die Goethe-Medaille für Kunst und Wiss. T.s Vater, der Bildhauer
Werke: Weitere W.: s. Kessel-Thöny, 1974, 1986.
Literatur: Fuchs, 19. Jh.; Fuchs, Erg.Bd.; Thieme–Becker; Vollmer; F. H. Riedl, in: Der Schlern 40, 1966, S. 179ff.; G. Ammann, in: Malerei und Graphik in Tirol 1900–40, Innsbruck 1973, S. 83ff. (Kat.); D. v. Kessel-Thöny, E. T. Leben und Werk, phil. Diss. München, 1974 (m. W. u. L.); H. Ludwig u. a., Münchner Maler im 19. Jh. 4, 1983 (m. L.); E. T. 1866–1950, bearb. D. v. Kessel-Thöny, München 1986 (Kat., m. B., tw. W. u. L.); C. Kraus, Zwischen den Zeiten. Malerei und Graphik in Tirol 1918–45, 1999, s. Reg.; Tirols Künstler 1927, ed. E. Hastaba, 2002 (m. B.); E. T. – Berlin um 1900. Karikaturen für den Simplicissimus, ed. D. v. Kessel, 2003; E. T., ed. dies., Lana 2004 (Kat.); L. Andergassen, Kunstraum Südtirol, 2007, S. 233ff.; E. Klee, Das Kulturlex. zum Dritten Reich, 2007; ABK, München, D.
Autor: (E. Hastaba)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 300f.