Tochter des Rabb. Yoel Waldberg, Schwester des 1875 geadelten Bankiers Moses v. Waldberg (1833–1901) und des Rabb. Samuel Waldberg, Tante des Dramatikers und Librettisten Heinrich Frh. v. Waldberg (geb. Jassy/Ia→i, RO, 2. 3. 1860; gest. Ghetto Theresienstadt, Protektorat Böhmen und Mähren/CZ, 19. 10. 1942) und des Germanisten Max Frh. v. Waldberg (geb. Jassy, 1. 1. 1858; gest. Heidelberg, Dt. Reich/D, 6. 11. 1938), Mutter von Marie Jacobso(h)n-T. (geb. Lemberg, 30. 9. 1852; gest. Wien, 11. 9. 1918) und Julius T. (geb. Tysmienica, Galizien / Tysmenycja, UA, 11. 4. 1857; gest. Wien, 10. 4. 1923), Großmutter des Rechtsanwalts und Botanikers Salvator Max (Jacobsón-)T. (geb. Körmend, H, 25. 2. 1872; gest. London, GB, 1948); ab 1851 mit Isak T. (geb. Tysmienica, 28. 1. 1833; gest. Aussee/Bad Aussee, Stmk., 24. 6. 1907), Chef der Fa. Brüder T. in Galatz (Gala→i), verheiratet. – T. wuchs in Lemberg auf und lebte nach ihrer Heirat in Tysmienica, wo sie unter dem Einfluss liberaler Kreise im Selbststud. ihre Bildung vertiefte. Die Familie T. ließ sich um 1871 in Wien nieder. Dort begann T. Skizzen, Humoresken und Erz. über das jüd. Leben in Galizien in Tagesztg. und Z. zu veröff. In ihrem Roman „Der Wunder-Rabbi“ (1880) beschreibt sie Aberglaube und Obskurantismus im chassid. Zadik-Kult. Nach Ablehnung durch die jüd.-österr. Z. „Die Neuzeit“ wurde er schließl. in Wien verlegt und sorgte bei seinem Erscheinen für Aufregung, die weniger mit der literar. Qualität als vielmehr mit dem Inhalt des Werks zu tun hatte, der die scharfe antisemit. Polemik zu bestätigen schien. In der 1881 erschienenen Erz. „Fräulein Doctor im Irrenhause“, die als ausgez. psycholog. Stud. gelobt wurde, wandte sie sich dem Thema „Frauenemancipation“ zu. T. fand Zugang zum Kreis liberaler Schriftstellerinnen und Frauenrechtlerinnen um Ida Barber und war 1885 maßgebl. an der Gründung des Ver. der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien beteiligt. Sie warb die ersten Mitgl. an und stellte das Gründungskomitee zusammen, dem Schriftstellerinnen wie Betty Paoli (→Babette Elisabeth Glück), →Marie Freifrau Ebner v. Eschenbach, →Marie v. Najmájer, →Wilhelmine Kautsky, →Auguste v. Littrow u. a. angehörten. 1885–87 war T. Mitgl. des Ver.vorstands. 1907 errichtete sie mit einer Einlage von 500 Kronen den sog. T.-Fonds, der als Grundstock eines Darlehens- und Unterstützungsfonds für in Not geratene Künstlerinnen gedacht war. T. fungierte 1893 als Schatzmeisterin des Dt. Schriftstellerverbands in Wien und war Mitgl. der Genossenschaft Schriftstellerhaus. Gem. mit ihrer Tochter Marie und ihrem Enkel lebte sie bis 1912 im Josefstädter „Sternwartehaus“ von →Theodor v. Oppolzer.
Werke: Weitere W.: Der Sohn der Schrift, 1883; Der Wunderthäter von Kotzk und Plotzk, 1883; Der Bund der Sieben, in: Schriftstellerhaus, (1894).
Literatur: NFP, 15. 10. 1919 (Parte); Eisenberg 1; Hdb. jüd. AutorInnen; Wurzbach; H. Gross, Dtld. Dichterinnen und Schriftstellerinnen, 1882, S. 226; Jahresber. des Ver. der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien 1–35, 1886–1920/21; M. Nigg, Biographien der österr. Dichterinnen und Schriftstellerinnen, 1893; Fünfundzwanzig Jahre Geschichte des Ver. der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, 1911; E. Friedrichs, Die dt.sprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jh., 1981; S. Schmid-Bortenschlager, in: Jb. der Univ. Salzburg 1981–83, 1984, S. 124ff.; A. Dopplinger-Loebenstein, in: Mitt. des Inst. für Wiss. und Kunst 44, 1989, S. 28ff.; M. Baumgartner, Der Ver. der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, 2012; AdR, IKG, UA, WStLA, alle Wien.
Autor: (M. Baumgartner)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 291