Sohn des Edelsteinschneiders Joseph T., Bruder von →Adolf T. und →Albert T. (s. u. Adolf T.); ab 1833 verheiratet mit Josefa Katharina Berger. – Ab 1820 war die Familie in Wien wohnhaft. T. stud. 1821–24 an der Graveurschule der ABK und wurde hier bes. von →Josef Klieber gefördert. 1823–29 besuchte er auch die Schule für Historienmalerei und -zeichnung und eröffnete bereits 1824 ein eigenes Atelier. Die äußerst schwierige Technik, Porträts auf Elfenbein und auf Email auszuführen, hatte er wahrscheinl. bereits in seinem Heimatort erlernt; in Wien konnte er die Porträtminiaturmalerei bei seinem großen Vorbild und Lehrer →Moritz Michael Daffinger perfektionieren. Von diesem übernahm er die auch für Wien typ. feine, sehr wässrige Aquarelltechnik, die den Porträts einen weichen Farbton gab, erreichte jedoch nie die Virtuosität seines Lehrers, der den Dargestellten trotz des kleinen Formats eine gewisse Monumentalität und Lebendigkeit verlieh. Dennoch hatte T., dessen Porträttypus auf einer eher statuar. Auffassung basierte, mit seinen Arbeiten großen Erfolg und zählte neben Daffinger zu den gefragtesten Porträtminiaturisten. So porträtierte er etwa 1837 K. →Ferdinand I. und seine Gemahlin →Maria Anna und fertigte danach über 100 Kopien als Porträtminiaturen an, die – auf Tabatièren und Etuis montiert – als Ehrengeschenke verteilt wurden. Beliebt waren seine als Lithographien wie auch als Miniaturen ausgearbeiteten Kopien nach berühmten Künstlern wie Rubens, van Dyck und Domenichino. Die von ihm ausgewählten Szenen mit einem bes. starken emotionalen und liebl. Ausdruck entsprachen nicht nur seiner künstler. Intention, sondern fanden auch großen Anklang bei der Wr. Ges. des ausgehenden Biedermeiers. Seine Arbeiten, die er 1828–46 auf den Ausst. der Wr. ABK zeigte, wiesen bis um 1850 noch die duftig feine maler. Struktur auf. Danach war eine radikale Stilveränderung zu beobachten, die sicherl. durch die in Mode gekommene Porträtphotographie verursacht wurde. T., der versuchte, dieser Konkurrenz durch bes. einfühlsame, fast süßl. und unrealist. wirkende Porträts entgegenzutreten, starb verarmt. 1843 w. M. der ABK.
Werke: s. Schidlof.
Literatur: WZ, 17. 7. 1863; ADB; Czeike (s. u. T.gasse); Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker (m. L.); Wurzbach; E. Leisching, Die Bildnisminiatur in Österr., 1907, S. 169ff.; J. de Bourgoing, Die Wr. Bildnisminiatur, 1926, S. 45ff.; L. R. Schidlof, The Miniature in Europe … 2, 1964 (m. tw. W.); H. Schöny, Wr. Künstler-Ahnen 2, 1975, S. 29f.; N. Keil, Die Miniaturen der Albertina in Wien, 1977, s. Reg.; H. Fuchs, Die österr. Bildnisminiatur 2, 1982; J. Nimmergut – A.-M. Wager, Miniaturen, Dosen, 1982, S. 54; Kunst des 19. Jh. 4, bearb. C. Wöhrer, 2000; ABK, Wien.
Autor: (R. Keil)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 289