Thun und Hohenstein, Friedrich Gf. von

Thun und Hohenstein Friedrich Gf. von, Diplomat. Geb. Tetschen, Böhmen (Decín, CZ), 8. 5. 1810; gest. ebd., 24. 9. 1881; röm.-kath.

Böhm. Linie, Fideikommiss Tetschen. Sohn von Franz Anton d. Ä. Gf. v. T. u. H. (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 3. 10. 1786; gest. Tetschen, 18. 1. 1873) und Theresia Gfn. v. T. u. H., geb. Reichsgfn. v. Brühl (geb. Pförten, Sachsen / Brody, PL, 8. 11. 1784; gest. Prag, 8. 3. 1844), Bruder von →Franz Anton d. J. Gf. v. T. u. H. und →Leo Gf. v. T. u. H., Vater von →Franz Fürst v. T. u. H. und →Jaroslav Fürst v. T. u. H.; ab 1845 verehel. mit der Sternkreuzordensdame Leopoldine Gfn. v. T. u. H., geb. Gfn. v. Lamberg (geb. Brünn, Mähren / Brno, CZ, 9. 4. 1825; gest. Prag, 10. 4. 1902). – T. erhielt 1822–26 gem. mit seinen beiden Brüdern Privatunterricht im Elternhaus. 1827–31 stud. er Rechtswiss. an der Prager Univ. Daraufhin begab sich T. auf Bildungsreisen, die ihn nach Frankreich, England und Italien führten. Nach seiner Rückkehr 1835 trat er in den diplomat. Dienst ein. 1837 wurde er Attaché des k. Gesandten in Den Haag, 1838–44 Legationssekr. in Turin. Nach dreijähriger Dienstzeit in der Wr. Staatskanzlei erfolgte 1847 seine Ernennung zum Gesandten in Stockholm und 1849 in München. Nach Wiederherstellung des Dt. Bundes 1850 wurde T. Präsidialgesandter und Präs. des Frankfurter Bundestags. Diese Zeit war geprägt von Auseinandersetzungen mit dem preuß. Bundestagsgesandten Otto v. Bismarck; T. betrieb gegenüber Preußen eine offensive und wenig kompromissbereite Politik. 1852 wurde er als Gesandter nach Berlin beordert. 1855 teilte man ihn dem Gen.gouverneur von Lombardo-Venetien FM →Johann Josef Wenzel Gf. Radetzky v. Radetz als Ziviladlatus zu, bei dem er bis 1857 verblieb. 1859–62 diente er als Gesandter und bevollmächtigter Minister in St. Petersburg. Danach schied er aus dem aktiven Staatsdienst aus und kehrte nach Böhmen zurück. 1867 in den böhm. LT gewählt, schloss er sich der Gruppe der konservativen Feudalen seines Bruders Leo an. Daneben war T. Präs. des Prager Dombau-Ver. sowie des Kuratoriums der landwirtschaftl. höheren Lehranstalt Tetschen-Liebwerd. T. wurde 1850 w. Geh. Rat und erhielt 1852 das Großkreuz des Leopold-Ordens. Ab 1879 erbl. Mitgl. im HH des österr. RR.


Literatur: NFP, 25., WZ, 26., Das Vaterland, 27. 9. 1881; Habsburgermonarchie 7, s. Reg.; Kosch, Staatshdb.; Otto; Wurzbach; S. Frankfurter, Gf. Leo T., F. Exner und H. Bonitz. Beitrr. zur Geschichte der österr. Unterrichtsreform, 1893, S. 19ff.; J. Thun-Hohenstein, Beitrr. zu unserer Familiengeschichte 1, 1925, S. 25; E. Engelberg, Bismarck, 1985, S. 383ff. (m. B.); E. Matsch, Der auswärtige Dienst von Österr.(-Ungarn) 1720–1920, 1986, s. Reg.
Autor: (T. Kraler)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 324
geboren in Děčín
gestorben in Děčín

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